Spart Euch das viele Putzen und die Desinfektionsmittel!
Es gilt als löblich, jederzeit und immer eine auf Hochglanz getrimmte Wohnung vorweisen zu können. Ordnung und Sauberkeit sind das Aushängeschild für jeden Menschen. So haben wir das gelernt, viele haben es wieder verlernt und wieder andere putzen viel zu oft und vor allem zu viel. Was ist wirklich wichtig, braucht man diese ganzen Reinigungsmittel und vor allem die vielen neuen Desinfektionsprodukte wirklich? Sehen wir uns das mal genauer an:
Keime sind sogar wichtig
Immunologen und Ärzte betonen immer wieder, dass nicht alle Keime und Bakterien schlecht sind. Im Gegenteil, viele davon sind sogar nützlich und wichtig. Man denke hier an die wichtigen guten Bakterien, die vor allem im Darm für eine gesunde Umgebung sorgen. Wer zu häufig Antibiotika gegen die kleinsten Erkältungen zum Beispiel nimmt, wird auf lange Sicht die guten Bakterien in seinem Körper ausrotten und ihn dann anfälliger für Krankheiten machen. Das ist, wie das Kind mit dem Bade auszuschütten. Keime und Bakterien umgeben uns immer und überall und normalerweise ist unser Immunsystem intakt genug, all diesen gerecht zu werden. Viele davon sind ja, wie bereits erwähnt, sogar nützlich.
Es gibt inzwischen genügend Studien, die zeigen, dass Kinder vom Land wesentlich weniger anfällig sind für Allergien als Stadtkinder. Mit ein Grund hierfür ist die übertriebene Hygiene. Der Körper, vor allem der kindliche, benötigt diesen Kontakt zu Keimen und Bakterien, um eine gesunde Immunreaktion darauf zu entwickeln. Ein Körper, der so gut wie nie mit Keimen und Bakterien in Berührung kommt, wird dann viel eher mit Allergien und Krankheiten reagieren wie einer, der schon von klein auf mit allen möglichen Erregern in Kontakt kam.
Das bedeutet nun nicht, dass Kinder ständig im Schmutz spielen sollen oder in einem chaotischen schmutzigen Zuhause aufwachsen. Man kann es ja auch übertreiben. Nein, es geht um die übertriebene Hygiene, um die Mittel, die es inzwischen immer mehr gibt und von denen leider auch hier die meisten unter unsere Rubrik „unnötiger Schnickschnack“ fallen.
Beginnen wir mit dem Thema putzen. Was ist nötig, was ist viel zu viel? Grundsätzlich ist es natürlich schon wichtig, dass ein Zuhause wohlig und angenehm ist. Aber es ist nicht nötig, jedem Staubflusen sofort zu Leibe zu rücken oder die Fenster jede Woche zu putzen, wenn sie noch nicht mal schmutzig sind. Ebenso wenig ist es nötig, die Böden jeden Tag zu wischen. Es wird tatsächlich viel zu viel geputzt und gescheuert. Dies ist nicht mal besonders gesund, weil unseren Reinigungsmitteln ja nicht unbedingt die gesündesten Stoffe beigemischt sind. Es genügt eigentlich völlig, die Böden zu saugen, zu kehren und basta. Wenn sie klebrig sind und pappig, dann sollte man sie natürlich putzen. Ein gutes Maß wäre wichtig, kein Putzwahn. Das die Toilette regelmäßig gereinigt werden sollte ist klar, ebenso wie Türklinken, Waschbecken und Dusch/Badewannen.
Der Umgang mit Desinfektionsmitteln
Auch hier wird viel zu viel verwendet. Das Desinfektionsgel für die Handtasche macht ja noch Sinn. Klar, wenn man unterwegs ist und viele Griffe berühren muss, kommt man mit vielen Keimen in Berührung. Allein das Gefühl des Ekels, das ist nachgewiesen, kann ja schon krank machen. Das geht also in Ordnung. Ein gutes Desinfektionsspray und mit gut meine ich nicht teuer, ist auch in Ordnung. Damit kann man seine Türklinken zuhause nachreinigen und auch die Toilette, wenn Gäste da waren. Was aber total unnötig ist: Hygieneseifen, Hygienespülmittel und auch der hochgepriesene Hygienespüler für die Waschmaschine ist nicht nötig, es gibt nur eine Ausnahme, zu der komme ich gleich.
Es wird zu viel Desinfektionsmittel verwendet. Die meisten Keime, die beispielsweise beim Kochen zustande kommen, also wenn rohes Fleisch verarbeitet wird, lassen sich mit heißem Wasser gut entfernen. Der verwendete Lappen oder Schwamm wird einfach ausgekocht und fertig. Die Seife zuhause muss nicht desinfizieren, zumindest nicht immer. Hier reicht es, sich genügend die Hände zu waschen, nach dem Toilettengang ist das ja selbstverständlich und wenn man zur Türe reinkommt. Aber ansonsten ist das unnötig. Ebenso wie der Wäschehygienespüler: Hier sagen Experten, reicht es völlig, wenn die Wäsche gewaschen wird. Bei warmem bis heißem Wetter sollte man sie an die Sonne zum trocknen geben, die Sonne vernichtet zuverlässig alle eventuell vorhandenen Keime. Nicht vergessen, nicht alle Keime sind ja schlecht. Und wer in einem ständig sterilen Haushalt lebt, wird eher krank, das ist erwiesen.
Es gibt nur eine Ausnahme: Wenn jemand in der Familie oder man selbst irgendwelche viralen oder stark bakterielle Erkrankungen hatte. DANN muss auch alles desinfiziert werden. Dann sollte die Bettwäsche nach Abklingen der Erkrankung spätestens gekocht werden, oder eben mit einem Hygienespüler behandelt. In dem Fall kann man auch großzügiger mit Desinfektionsspray durch die Wohnung oder das Haus wedeln. Aber eben nur dann, nicht immer, nicht 365 Tage im Jahr.
Daher spart euch die vielen Desinfektionsmittelchen, also die unnötigen und reinigt gründlich, aber nicht zu gründlich euer Zuhause. Verfallt nicht in Panik, wenn das Kind mit ein bisschen Dreck um den Mund herum nach Hause kommt, sondern wascht das ab und fertig. Der menschliche Organismus ist durchaus in der Lage, den Keimen Herr zu werden, es wird sogar das Immunsystem trainiert. Halt, noch eine Ausnahme gibt es: Wenn jemand chronisch krank ist, wenn jemand eh schon ein sehr schwaches Immunsystem hat, dann muss auch gründlicher gereinigt werden. Aber das sind eben die wenigen Ausnahmen. Hier können wir viel von unseren Alten lernen. Die Wäsche wurde automatisch an der Sonne getrocknet, desinfiziert wurde mit Essig und Zitrone. Ausgekocht wurde Wäsche, wenn jemand krank war. Die wussten das schon und es ging auch ohne diese vielen Mittelchen. Sollte man mal darüber nachdenken und das Thema Hygiene bewusster angehen. Nicht vergessen: Alles ist ein Markt. Alles will und soll verkauft werden. Ob die Sachen wirklich sinnvoll und vor allem notwendig sind, ist zweifelhaft.